ie braucht man, wenn man einen Triathlon mitmachen möchte. Auch wenn es die Anfängerstrecke ist.
Kay hatte 2014 den Schwimmpart in einer Staffel beim Sieben-Türme-Triathlon übernommen. Danach stand für ihn fest: ‚Nächstes Jahr mache ich alle 3 Disziplinen.‘
Vor 3 Wochen erinnerte er mich an meine große Klappe, die ich im Anschluss an letzjähriges Event gehabt haben muss. Er hätte sich angemeldet und was nun sei. Ein zauderndes ‚Ja, mal sehen … vielleicht. Wann ist das denn?‘ wurde ignoriert und die Hoffnung, eine Anmeldung so weit herauszuzögern, bis es keine Startplätze gäbe, zerstreute sich. Zu dem Zeitpunkt 363 gemeldete Teilnehmer – der Tri-Sport-Lübeck e. V. hatte den Volkstriathlon für bis zu 500 Starter ausgeschrieben.
Aufwind gab, dass es am Tresen überraschend einfach gelang, Frank und Dirk zur Teilnahme zu überreden (einer von beiden ist nicht gekommen) und spontan konnten wir Harald (der etwas Triathlon-Erfahrung hatte) zum Mitmachen zwingen.
4 von 30 Wakenitzdrachen sind immerhin 13%, die unser Trainingsgewässer mal anders erleben wollten.
3 Wochen Vorbereitung sind nicht zuviel.
Es ist nicht so, dass ich mir erst Laufschuhe kaufen musste und für ein paar Trainings-Kilometer auf dem Rad reichte die Zeit. Aber zum Schwimmen (Kraulen) lernen ist das zu kurz.
Ein Probebaden in der Wakenitz eine Woche vor Veranstaltung nahm mir Angst vor Wassertemperatur und verschuf Respekt vor Kaypiranhas Schwimmanzug und -leistung.
Norddeutscher Brustschwimm-Stil ist nicht überragend effizient, dafür werden die Haare nicht nass. Der Wettkampfvorteil daraus ist gering (insbesondere wenn alle Starter eine Badekappe tragen).
Ich hatte angepeilt, dass ich ca. 15 + 45 + 30 = 90 Minuten brauchen würde für 500 Meter Schwimmen, 22 Kilometer Radfahren und 6,6 Kilometer Laufen. Und etwas Zeit in der Wechselzone. Passt das?
Startplätze wurden nach Altersklassen vergeben. Ich bekam eine gute halbe Stunde Vorsprung und durfte in der ersten Gruppe des Volkstriathlons (bis M40) um 12:25 starten. Kay, Frank und Harald schwammen um 13:00 hinterher.
Beim Wettkampfdress für die erste Disziplin hatte ich mich für LRG-Vereinsfarben entschieden: Blaue Badebuxe und blasser Körper.
Erwartungsgemäß haute der Großteil der Schwimmer nach dem ‚Tröööt!‘ einfach ab und hat nicht auf mich gewartet.
Neben trockenen Haaren ist ein Vorteil des Bruststils, dass man im Vergleich zum Krauler gut sehen und hören kann. Schon vor dem Start war mir eine Gruppe gutaussehender Mädelz aufgefallen (ein paar Kerls waren auch dabei), die mir vom Ufer frenetisch zujubelten, als ich auf Hin- und Rückweg mit moderaten 0,65 Metern pro Sekunde vorbeiglitt.
Husch, aus dem Wasser und flugs zum geparkten Fahrrad. Ein trockenes Höschen war schnell übergezogen, die durch luschiges Abtrocknen eingesparte Zeit verpuffte, weil das weiß-blaue Trikot nicht wie gedacht über den Oberkörper rutscht. Klickschuh an und losgeschoben – Fahren erst ab Boxengasse.
Falkenstraße, Burgfeld, Travemünder Allee bis Israelsdorf und Retour. Diese Runde zweimal mit 4 Wenden.
Die meisten Reifen der Teilnehmer sind schmaler als die 35mm von meinem CycloCross, andere fahren mit Trekking-Rädern, einer ist mit Licht unterwegs.
Nach der ersten Runde sind sie wieder da: Diesmal höre ich den Haufen lärmender Schnitten, bevor ich sie sehe. Die mit Abstand schönsten Hupen an der Strecke. Wende und nochmal nach Isi. Die zweite Runde ist einsamer, mit Nummer 531 reibe ich mich bis ins Ziel.
Klickis aus, Laufschuh an und rechtsrum ab an den Kanal. Ohrenbetäubender Lärm, als ich am LRG-Fanblock vorbeikomme. Sensationell! 2 Runden über Glitzerbrücke und am anderen Ufer bis zur Mühlenstraße liegen vor mir. Meinen Rhythmus finde ich schnell. Nummer 531 kommt nicht mit. Bei mir läuft’s, sozusagen.
Auch auf der anderen Kanalseite höre ich das Horn Gondors, dessen Klang von Drachen-Atem über das Wasser getragen wird und mich beflügelt.
Am stadtseitigen Ufer stehen ebenfalls hübsche Mädelz und feuern an. Das motiviert. Rauf zur Mühlenbrücke, rüber und runter an den Kanal. Am Verein ist tote Hose.
Meine letzte Laufrunde wird durch den besten FanClub der Welt eingeläutet. Die Hühner fangen langsam an, heiß auszusehen! Kann Erschöpfung aphrodisierend wirken? Vom im Vorbeilaufen hastig gegriffenen Mineralwasser landet wenig in meinem Mund, dafür einiges auf der Hose. Oder waren die Flecken vorher da? Man kann nicht trinken, wenn man läuft.
Mehrere Mitstreiter sind in der zweiten Runde müde, ich überhole ein paar. Für den letzten Kilometer kann ich eine Schippe drauflegen. Auf der Zielgeraden werden mir Blumen, Damenunterwäsche und Kuscheltiere zugeworfen und alle rufen meinen Namen…
Zeit für eine Erfrischung.
Nach einem alkoholfreien Weizenbier stehe ich wieder auf dem Boden der Tatsachen. Und mit treuen Fans an der Strecke, um nach mir eintrudelnde Teammitglieder anzufeuern. Kay hat im Vorbeilaufen ein Lächeln übrig. Und Flecken auf der Hose. Sieht er das gleiche, was ich gesehen habe? Harald arbeitet konzentriert – Laufen, das ist sein Ding. Frank wirkt abwesend, als er uns passiert.
Etwa 20 Minuten später sind alle aus der 2. Startgruppe durch.
Volksstrecker-Gesamtwertung: Frank 1:36:43 (193.), Harald 1:30:41 (152.), Kay 1:25:47 (98.) und Nils 1:24:27 (82.).
Alle angekommen, alle fröhlich, alle super! Und herausragende Schlachtenbummler!
Der entspanntere Teil des Tages war das nachmittägliche Heldengrillen, zu dem Ansche Teilnehmer und Begleiter in die Dorotheenstraße eingeladen hat.
Kein schlimmer Tag.
Text: Till
Fußnote: Neben Till sind außerdem, wie im Text erwähnt, Harald, Kai und Dirk für die Wakenitzdrachen gestartet. Hier einige ergänzende Fotos.
Anmerkung der Redaktion: Die fragwürdige Nachbearbeitung des obigen Fotos erfolgte durch den Autor. Als Autor ist er in seinem Tun unabhängig und allein verantwortlich für die Inhalte.
Alle Fotos gibt es hier
363 Teilnehmer. Und unsere Jungs sind mindestens im Mittelfeld, eher besser. Und das bei wenig Vorbereitung. Gar nicht auszudenken, wie es laufen hätte können, wenn gezielt trainiert worden wäre. Hammer. Ein Jammer, dass ich so fett bin.
Anmerkung: 363 standen auf der Teilnehmerliste, als ich mich am 22-05-2015 angemeldet habe. 402 waren es zum Meldeschluss.
In der Ergebniswertung sind 96 Mädelz und 224 Kerle (wo ca. 80 Angemeldete auf der Strecke geblieben sind, weiß ich nicht?). Das schmälert die herausragenden Platzierungen ein wenig, ich weiß…
…. das hört sich doch super an. Dabei sein ist alles!! Ihr hattet den Mut….
Ich halte mich mit Äußerungen, wie nächstes Jahr bin ich dabei lieber ganz zurück.
…. ich sehe ja wo das hinführt …. 😉
Toll, das Ihr das alle durchgehalten habt.
Weiter so und nächstes Jahr ….. nochmal??!!
Ich bin nächstes Jahr sehr gerne wieder Fan!!! 🙂