„Schwerin, Schwerin, wir fahren nach Schwerin“, so lautete der Betreff in der Mail von Manja ans Team einige Tage bevor es losgehen sollte. Schwerin ist die Drachenboothochburg in Norddeutschland und die Teilnahme ein absolutes Muss für Paddler. Das Festival geht über zwei Tage, auch deshalb unterscheidet es sich von anderen Veranstaltungen. Dieses Jahr hatten ganze 115 Teams (ca. 2500 Paddler) aus ganz Deutschland, aber auch aus Polen und den Niederlanden, gemeldet. Die Crême de la crême aus der Drachenbootszene war vertreten. Die ganze Stadt unterstützt dieses Fest und befindet sich im Drachenbootfieber. Die Rennen werden auf dem Pfaffenteich ausgefahren. Rundherum ist eine große Festmeile aufgebaut. Alles ist TOP organisiert.
Kurzum: Wir freuten uns sehr und waren hoch motiviert. Dieses Jahr wollten wir unbedingt die Championsklasse erreichen. Über 200m hieß es am ersten Tag volle Power ab dem ersten Schlag, um zwei gute Zeiten zu erreichen, die addiert die erste Platzierung ergaben. Platz 1 bis 36 bedeutete Championsklasse, alle anderen Mannschaften sollten ihre Finali in der Sportklasse ausfahren.
Unser erstes Rennen war um kurz vor zehn. Die Nervosität war allen anzumerken. Wir fühlten uns saft- und kraftlos, einigen war schlecht, andere sagten kein Wort mehr. Kurze Aufwärmrunde, motivierende Worte von Manja, Schlachtruf und schon war einsteigen angesagt. Ich fand mich am ersten Tag auf der letzten Bank wieder, ein ungewohnter Blickwinkel – so ist Teamsport – einer für alle – alle für einen. Ich gab alles vom Start bis ins Ziel trotz enger Bank, Quetschungen am Oberschenkel und schlechter Festklemmmöglichkeit für den hinteren Fuß. Im Ziel angekommen, schnell aussteigen, abklatschen und die Ergebnisse auf der großen Leinwand abwarten.
Jepp – das hatte schon mal gut geklappt. Mit einer Zeit von 50,62 sec. erreichten wir hinter der Top-Mannschaft, den Spree Coyoten, den zweiten Platz. Sehr schön!
Zwei Stunden später unser zweiter Lauf. Am Besten das gleiche noch einmal und noch eine kleine Schippe darauf legen. Von unseren Urlaubern erreichten uns aus Dänemark und Spanien motivierende SMS. Los ging es zum Einsteigen. Das Rennen lief ebenfalls gut und es standen letztlich 51,29 sec. auf der Uhr. Damit wurden wir in diesem Lauf Dritter.
Die spannende Frage: Hatte es für die Championsklasse gereicht? Sind wir unter den besten 36 Mannschaften? Abwarten… Mittagspause… etwas entspannen… etwas essen, Beine hoch legen, shoppen gehen … die Freude war groß, als im Internet zu lesen war, dass wir es tatsächlich geschafft hatten. Spitzenmäßig!
Mit dieser Motivation im Kopf gingen wir am Nachmittag auf die 1000m Strecke. In unserem Lauf sollten wir als letztes von 12 Booten auf Kurs gehen. Im letzten Jahr hatten wir mit Platz 17 einen Riesenerfolg feiern können. Dies zu wiederholen war unser Minimalziel. Schaffen wir das? Insgesamt waren 65 Teams am Start, 10 mehr als 2016 auf dieser Distanz. Der Start war holperig, das Wasser aufgewühlt von den vorher gestarteten Teams, der Schlag lang und kraftvoll, die Wende nicht ganz optimal… Auf der Zielgeraden die letzten Körner zusammen genommen, um doch noch den Abstand auf die 15 Sekunden vor uns gestarteten zu verkürzen. Wäre Benny mit an Bord gewesen, wäre sein Herz im Ziel aufgegangen: Es war absolute Stille im Boot, alle hatten sich derart verausgabt, dass an reden nicht zu denken war – minutenlang. Dieses Phänomen hatten wir noch nirgendwo erlebt. Benny hatte es sich schon lange gewünscht. Du, Benny, hast es nun erreicht. Danke an Dich für Deine unglaubliche Geduld, deine Unterstützung, dein Training und dein unermüdliches Tun für die Mannschaft.
Die Siegerehrung fand am Abend vor der großen Bühne statt. Unser Gefühl war nicht so gut. Wir rechneten mit einer schlechteren Platzierung als im Vorjahr – zu hart war der Kampf mit den Wellen. Von 65 angefangen wurden die Mannschaften verlesen. Platz 40, Platz 28 …. Wo waren wir? Platz 22, Platz 18….hatten die uns vergessen? Was war los?
Erst bei der 14 hörten wir unseren Namen. Freudentränen, lautes Gebrüll, wilde Umarmungen … Wir konnten es kaum glauben. Wir freuten uns wahnsinnig und als für den ersten Platz der Konfetti-Regen auf uns runter rieselte, fühlten wir uns ganz groß.
Ein grandioser Tag ging mit einem super genialen Feuerwerk zu Ende. Danach schnell zu Bett und schlafen, schließlich war unser erstes Rennen am nächsten Tag für 10:20 Uhr geplant.
Die Teamaufstellung musste noch einmal ein bisschen umgestellt werden, da einige ihre Teilnahme nur Samstag möglich machen konnten. An dieser Stelle ein besonderer Dank an Anne und Irena von den Presse Turbo Enten, super cool, dass ihr dabei wart und an Harald, der einen seiner letzten Lübecktage mit uns in Schwerin verbrachte. Damit waren wir wieder voll besetzt.
Im ersten Rennen ging es gleich um die Wurst. Nur die ersten beiden Teams kamen ins Halbfinale. Die Nervosität wieder am Anschlag, schwörte Till jeden einzelnen von uns auf das Rennen ein. Puuuh…und immer dieses Warten vorm Einstieg. Endlich ging es los.
Dieses Mal saß ich an altbekannter Stelle, Bank 2, hinter unserem Schlagmann, der seinen Job übrigens auch ganz hervorragend machte. Hinter mir Maren. Was sollte da schief gehen?
Zack … reingehauen … Start nicht ganz optimal … die zweite Luft aber nach 150m rausgeholt und im Ziel…. Was sagte die Leinwand? Ein wenig ernüchternd traten wir mit Platz fünf ab, obwohl die Zeit mit 50,42 Sekunden richtig gut war. Letztlich reichte es für das E-Finale, wir fuhren also um Platz 25 bis 30. Waren also schon einmal nicht letzter in der Championsklasse. Ein kleiner Erfolg. Was ging da noch?
14:58h – unser letztes Rennen
Noch einmal alles geben, alle Körner sammeln, volle Konzentration, volle Kraft.
Die Nervosität war nicht mehr zu toppen. Das Rennen lief sehr, sehr gut – zumindest gefühlt.
Mit Platz fünf (insgesamt 29.) waren wir nicht ganz zufrieden, aber mit einer Medaille um den Hals und sehr stolz auf unsere Gesamtleistung fuhren wir glücklich und total kaputt nach Hause.
Ein Dankeschön geht an dieser Stelle noch an unsere Co-Trainerin Manja und ihre Nichte Stella. Stella, Du hast Deinen Trommler-Job richtig gut gemacht. Wir nehmen Dich sehr gerne wieder mit. Wir freuen uns, dass es Dir gefallen hat und Du Deiner Medaille einen Ehrenplatz einrichtest. Manja, danke für Deinen ebenfalls unermüdlichen Einsatz!
Wir freuen uns auf’s nächste Jahr. Vormerken: 17.bis 19. August 2018
Text: Heike
Weitere Fotos: Fotolink
Schöner Bericht von einem schönen Wochenende!
Ein fünfter Platz im E-Finale fühlt sich nicht an wie ein gewonnenes A-Finale – so ist das, wenn man bei den ‚Großen‘ mitspielt. Trotzdem beachtlich, was aus unserem Haufen rauszuholen ist, wenn man will (!?).
Wir haben ein Jahr Zeit, um neue Ziele zu stecken + uns darauf vorzubereiten.
Vielleicht können wir auf 1000-Metern eine Sekunde rausholen?
Mutti + ich klinken uns ein paar Tage aus – schöner als in Schwerin kann Drachenbootgepaddel kaum sein (aufhören, wenn es am Schönsten ist?)!
Die Saison geht weiter. Wenn Tage kürzer werden, werden Strecken länger. Auf geht’s!
Irgendwas ist immer: Hat einer meine Schuhe gesehen? Die sind irgendwie in Schwerin geblieben. Schade…
Ein schöner Artikel. Ich hatte Tränen in den Augen, obwohl ich nicht dabei war.
Aber mir wurde fleisseig berichtet 🙂
ein toller, zusammenfassender Bericht über das vergangene Festivalwochenende. Ich bin kein Mitglied
eures Teams aber für ein Wochenende durfte meine kleine Tochter Stella ein Mitglied sein.
Als ich den Artikel soeben im Familienkreis vorlas und ich an die Stelle kam an der Sie namentlich erwähnt wurde, sind mir die Tränen gekommen . . . ach was . . . ich habe geheult so dass Stella den Artikel zu ende vorlesen musste. Ich wurde ein bisschen schräg und unverständlich angeguckt, aber die Mütter unter uns wissen, dass in solchen Momenten die Emotionen nicht immer kontrollierbar sind.
Ich habe mich riesig für meine Tochter gefreut, dass Ihr ihr die Möglichkeit gegeben habt, an einem solchen Event, mit „in eurem Boot“ zu sitzen“.
Noch einmal ein herzliches Dankeschön an das gesamte Team, dass Ihr Stella habt teilhaben lassen an diesem, für sie, unvergesslichen Ereignis.
Ein ganz besonderes Dankeschön und einen dicken Knutscher an meine Schwester Manja!
. . . und ich soll allen ganz liebe Grüße von Stella ausrichten . . . ihr seid ein tolles Team!!!
Liebe Grüße Jana
Als ich den Artikel das erste Mal gelesen habe, hab ich auch ein bisschen geflennt. Ab dem 20. Mal wurde es dann besser. Das liegt natürlich an Heikes Talent, sehr nah beim Schreiben an der Stimmung zu bleiben, in der wir waren. Aber eben auch an Schwerin. Komisches Ding, wir gewinnen gar nichts i und man fühlt sich als wären wir Deutscher Meister. Bin wirklich froh, gekommen zu sein.
@ Jana, ist es nicht ein bisschen so, dass Stella uns geholfen hat -hätten sonst einen von uns auf die Trommel setzen müssen, und jeder ist schwerer als Stella- und es das Mindeste ist, dass wir uns bedanken? Danke auch für´s Anfeuern 🙂
@ Till, der, der deine Schuhe jetzt hat, ist an einer multiblen Vergiftung gestorben. Ich huste heute noch.