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Billecup 2016 – „Und ihr ward nur 16“

Der Billecup ist einer der Wettkämpfe, die wir jedes Jahr besuchen. Gut organisiert, relativ übersichtliches Starterfeld, recht hohes Niveau und mit der besonderen Herausforderung eine Langstrecke 2x fahren zu dürfen.  2x5km. Die ersten sind schon nicht schön.

Jammer ich schon? Nein. Aber es geht gleich los. Wir sind mitten in der Wettkampfphase. Vor zwei Wochen haben wir in Schwerin die 200m in der Sport- open-mixed gewonnen, am kommenden Wochenende fahren wir in Lübeck wieder 200m und eine Landesmeisterschaft über 500m. Wie man sieht, sind das Kurzstrecken. Kurzstrecke und Langstrecke werden mit denselben Leuten, im selben Boot gefahren, damit enden die Gemeinsamkeiten. Das Training ist grundlegend anders.  Egal, Bille machen wir immer, schaffen wir schon.  Um die Sache noch weiter zu komplizieren, sind wir nur mit 16 Paddlern angereist. 20 kann jeder. Gerade auf der Langstrecke ist ein volles Boot  wichtig. Rechnerisch haben wir uns damit 20% Antriebsleistung genommen.  Aber es ist wie es ist, 2 sind im Urlaub, einer krank, andere haben keine Zeit. Es ist nicht ohne Grund so, dass wir ständig auf der Suche nach mehr Mitgliedern sind.

Dann gucken wir mal, was wir aus der Situation machen konnten. Wenigstens war das Wetter gut.

Start 1. Lauf
Start 1. Lauf

In unserem ersten Lauf starten wir an letzter Stelle von vier Booten. Die Boote fahren mit einem Zeitversatz von 30s. Hinten zu starten ist super. Man ist Jäger und hat nicht ständig die Angst im Nacken, man könnte eingeholt werden. Benny sitzt neben mir. Der Start passt, das Boot läuft gut. Auf den ersten 2km fühle ich mich großartig, jeder Schlag sitzt. Axel brüllt von hinten, Benny gelegentlich neben mir. Nach der ersten Kurve (die ersten 2km sind eine Gerade), wird es anstrengend. Die Schultern schmerzen, Erschöpfung ist spürbar. Aber das Boot läuft immer noch und mit hoher Konstanz. Der letzte Kilometer ist reine Quälerei. Benny röchelt neben mir, Bronchitis. Nach der letzten Rechtskurve geht es in den Zieleinlauf.  Endspurt, durch. Ein guter erster Lauf. Wenn auch ziemlich anstrengend.

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kurz vor dem Ziel
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Die ersten 5km sind geschaft

Wenn man zum ersten Mal Bille fährt, denkt man, dass es unmöglich ist, das Ganze am Nachmittag wiederholen zu können. Ist man öfter dabei, weiß man, dass es doch geht.

Pause…

Die Gruppierungen für den Nachmittag richten sich nach den Zeiten des ersten Laufes. Die Schlechtesten starten in der ersten Gruppe. Wir starten in der letzten Gruppe als erster. D.h. wir hatten die drittbeste Vorlaufzeit! Ganz vorn zu fahren ist Asche, siehe oben. Um die Herausforderung noch ein bisschen zu steigern, geht Benny wegen seiner Bronchitis auf die Trommel (sieht lustig aus) und unsere Trommlerin Michaela paddelt. Nichts gegen Michi. Schneller werden wir dadurch vermutlich nicht. Annika, die für ein anderes Team als Trommlerin einsprang, erzählte mir, es sei enorm heiß auf dem zweiten Teil der Strecke. Dass die Sachen noch nass sind vom ersten Lauf mag helfen. Also Aufwärmen :-), Dehnen, Briefing, Schlachtruf und ab ins Boot.

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Trommelfrau Benny 🙂
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2. Start

Start lief, ich hatte diesmal auf den ersten 500m Schwierigkeiten, in Gange zu kommen, dann wurde es besser. Aber längst nicht so gut, wie die ersten 2000 des Laufes davor. Die Quälerei beginnt gleich am Anfang. Benny brüllt Dirk und mich an: „Kommt“. Mir ist klar, was er meint. Druck am Blatt ist super, ihn zu produzieren ist anstrengend und schmerzhaft. Von der Trommel heißt es schon vor der ersten Kurve, die Boote hinter uns holen auf. Immer wieder werden 30 angezählt. Nach den ersten beiden Kurven starten wir einen Ausreissversuch. Ich nehme nur noch am Rande wahr, was von vorne und hinten gebrüllt wird. Alles, was noch an Aufmerksamkeit da ist, geht in die Bewegung. Die Wärme ist erträglich, die Anstrengung kaum. Es schleichen sich Gedanken ans Aufhören ein, das Gefühl gleich Kotzen zu müssen. Sollen sie uns doch überholen…  Möglicherweise hat jeder sowas. Die Kunst ist es, unvermindert weiter zu machen, egal was im Kopf ist. Benny ist gut auf der Trommel. Sieht alles und ist voll dabei. Trainer halt. Axel brüllt von hinten. Irgendwann ist die letzte Kurve erreicht. KEINER hat uns überholt. Und das Boot beschleunigt spürbar auf den letzten 200m. Geschafft. Wieder nicht gestorben. Frauke rutscht vor mir zwischen die Bänke. Alle keuchen und sind knallrot.

 

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100m vorm Ziel

 

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Zieldurchfahrt

Die Boote hinter uns kommen zusammen ins Ziel. Aber mit Abstand zu uns. Wie wir abgeschnitten haben ist mir egal. 1. Können wir nicht geworden sein, weil Startplatz 3 gleichauf mit dem 2 ist. Und unser Abstand nach hinten ist entweder gleich oder größer. Austeigen, Abklatschen. Beim Abklatschen hören wir von den Ostfriesen, die hinter uns gestartet sind, immer wieder: „Respekt, ihr ward nur 16 und habt euch nicht einholen lassen“ Danke! Ein Hund mit 3 Beinen ist immer noch ein Hund. Vielleicht ist das Laufen für ihn ein bisschen anstrengender.

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Gruppenfoto mit Bier. Till war so freundlich einen Kasten Bier bereitstellen zu lassen, während er urlaubt. Möglicherweise ein schlechtes Gewissen. Bier war super, wir trinken aber nur nach Wettkämpfen und sind alle über 18. Wobei…

Am Ende war es dann ein dritter Platz. Schwerin vor 2 Wochen zu gewinnen war toll. Dieser dritte Platz bedeutet mir mehr, weil er teuer erkauft war.

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Wir bedanken uns bei den Billedrachen. Tolle Veranstaltung.  Team Ostfriesland ist vor uns auf dem zweiten Platz gelandet. Die meisten sind irre jung (vielleicht 16-18) und soweit vorn. Weiter so!

 

 

Weitere Fotos gibt es hier.

Fotos Annika, Text André

5 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. André, du hast mit deinen Zeilen – wie erwartet 😉 – den Nagel auf den Kopf getroffen! Es war verdammt hat. Der 3. Platz unter den Gegebenheiten ist ein riesen Erfolg. Und Spaß hat es auch noch gemacht! Der Muskelkater heute ließe sich durchaus auch als Tiger bezeichnen – aber es hat sich gelohnt! 🙂

  2. Man könnte auch als Überschrift ,,Höllen Ritt“ schreiben. Für alle war es gestern eine Qual. 30 Grad und nur mit 14 gesunden Sportlern am Start und dann diese Leistung. Spitze. Danke Nico für deinen Einsatz, eine kaputte Schulter ist auch nicht gerade förderlich zum Paddeln, trotzdem hast Du 2mal die 5km gefahren und das auch noch auf Schlag. Respekt. Danke Frauke für die medizinische Betreuung meiner Person. Die Ostfriesen haben es verdient aber viel fehlte uns nicht. Die Ospa Dragons als Sieger waren aber gestern die Überflieger schlecht hin. Glückwunsch nach Rostock. Teams, die bei mir auch auf der Liste fürs Podium standen, z.B. Allstars Hamburg oder Underwater Dragons, konnten wir gut in Schach halten. Das zeigt was wir im Training machen passt zu 100%. Ich bin stolz und hoffe schnell wieder aktiv ins Boot zu kommen, ansonsten bleibt es nur von der Trainerseite erstmal möglich dabei zu sein. Gute Erholung allen und beste Genesungswünsche unseren kurzfristig noch ausgefallenen 2 Sportlern. Gruss Benny

  3. Und wieder kann man(ja) fragen, was wäre gewesen, wenn wir vollzählig gewesen wären? Egal! Es war eine Superleistung von allen Drachen, ein entspannte Atmosphäre, ein toller Tag!

  4. Auch vom Land aus hat es Spaß gemacht euch an zu feuern. Die zweite Runde war besonders spannend und ich hab mich sehr gefreut, dass ihr auch vorne geblieben seid.
    Super Leistung!

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