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Ein Wakenitzdrache in Berlin oder: Die 42 km des „Wahren Norden“

Bereits zum 6. Mal fand am 18.10.2014 der Marathon für Drachenboote & Co in Berlin statt.

Leider fand sich aus Schleswig-Holstein kein Drachenboot-Vereinsteam, dass diesen „langen Kanten“ auf sich nehmen wollte. Es gab jedoch einen einzelnen Paddler aus Lübeck, der bereits in 2012 den Marathon für das Berliner Team der T&T Dragons mitgefahren ist. Er startete im Norden, hauptsächlich in Schleswig-Holstein einen Aufruf und so fanden sich Paddler vom Drachenbootteam 1-19-Helgoland aus Rendsburg, Paddler vom Team Eckernförder Echsen, den Capybaras aus Schellhorn, den Wakenitz Drachen und weitere Paddler der Lucky Punch aus Lübeck sowie zwei schlagkräftige Mädels vom SV Breitling Rostock, die diese Tortur auf sich nehmen wollten. Und plötzlich war es geboren: das Drachenbootteam „Der wahre Norden“. Schnell waren T-Shirts gedruckt und ab ging es nach Berlin.

Folgende Drachenbootteams waren gemeldet: Die Achse des Guten (Ein Team aus verschiedenen Paddlern Sachsens); Grand Dragons (Eines der Nationalteams Deutschland mit Bundestrainerin), die Quereinsteiger (Eines der Drachenbootteams des Köpernicker Kanusport Clubs), die Blue Dragons (Ein Team des Dragonboat-Club Borken e.V.), die T&T Dragons (Team des Veranstalters Stefan Telschow aus Berlin), die Red Devils aus Schwerin und „Der Wahre Norden“ (unser Drachenbootteam aus Schleswig-Holstein). Erstmals war auch ein OC 6er Team „Die Albatros“ aus Rendsburg dabei.

Einige Paddler reisten bereits am Freitag an und kamen in den Räumlichkeiten des Köpenicker Kanusportclub in der Weiskopffstrasse 15 in Berlin unter, wo auch Start und Ziel des Rennens war.

Am Wettkamptag war dann allgemeines Eintreffen gegen 10.45 Uhr. Ein eigenes Boot brauchten wir nicht, dies wurde vom Veranstalter gegen ein geringes Entgelt gestellt. Allesding mussten wir ca. eine Stunde vor Rennbeginn entscheiden, mit wem wir den „Langen Kanten“ bestreiten wollen. Wir hatten die Wahl zwischen „Schatzi“ und „Eileen“. Die Wahl fiel auf die gelbe Eileen, die von uns zu Wasser getragen und mit genügend Schaumstoff zwecks Schonung der Hinterteile bestückt wurde. Und ab ging‘s in Boot.

Die erste Etappe startete um 12.00 Uhr im Massenstart direkt vorm KKC auf der Spree bis zum Köpenicker Becken. Dann ging es auf der Dahme in Richtung Grünau links vorbei an der Rohrwall-Insel. Unsere Gegner aus Borken lagen bis dahin auf Platz 1. Leider (zu unserem Glück) fuhren sie rechts an der Insel vorbei und vergaßen das Abbiegen links hinter der Insel, da wir wieder ins Köpenicker Becken zurück mussten. Wer glaubte, dass die Borkener jetzt abgeschlagen waren…weit gefehlt! Schon nach kurzer Zeit hatten sie die Führung wieder übernommen.

Weiter ging es auf der Müggelspree gerade über den Großen Müggelsee. Das Borkener Team konnte seinen Vorsprung halten und wir konnten uns trotz einiger Wellen als Zweite von den restlichen Teams absetzen. Dann kam die Ansage: “Noch 3 Kilometer“. Das hätte niemand gedacht, da die bis dahin zurückgelegten 13 Kilometer so spannend und aufregend waren, dass wir die Kilometer fast vergaßen. Weiter ging es über den kleinen Müggelsee und dann war das Ende der ersten Etappe bei 13 Kanus.de, Am Küstergarten 18 in Berlin Rahnsdorf erreicht.

Nach den 16 km wurden wir dort mit heißem Tee, Musliriegeln und Bananen begrüßt. Das Aussteigen war bei einigen Paddlern eine Qual, denn erst jetzt merkte der eine oder andere, wie verkrampft bzw. angespannt man im Boot gesessen hat. Nach einem knackigen Hip, Hip Hurra für das Geburtstagkind Gerd Speck, dem wichtigem Auffüllen des Energiehaushaltes und kurzer Steuermannsbesprechung ging es dann auf die zweite Etappe.

Hier war diesmal kein Massenstart möglich, da die Müggelspree nur ein schmaler Kanal ist und keinen ausreichenden Platz für die 7 Boote nebeneinander bietet. So wurde in 30 Sekunden Abstand gestartet, wobei der Langsamste der ersten Etappe, die T&T Dragons, zuerst, der Schnellste, die Blue Dragons, zum Schluss starteten. Der OC 6er startete bereits ein paar Minuten früher, da dieser für die Strecke mehr Zeit benötigt als die Drachenboote.
Den ersten Kilometer ging es weiter auf der Müggelspree, dann ging es scharf rechts auf den Dämeritzsee und sofort wieder rechts in den Gosener Kanal. Hier gab es spannende Kämpfe teilweise zwischen 5 Booten. Höhepunkt war hier das Überholen der T&T Dragons von jeweils 2 Teams links und 2 Teams rechts, und das auf einem Kanal mit Gegenverkehr. Klasse! Dem Gosener Kanal folgten wir bis auf den Seddinsee. Hier mussten wir unsere Gegner aus Borken aufgrund eines beidseitigen Überholmanövers eines weiteren Teams ziehen lassen. Wir überfuhren den Seddinsee, passierten links den Seddinwall und weiter ging’s gerade am rechten Ufer entlang. Hier war das Ufer sehr flach und Buchten sollten nicht ausgefahren werden. Am Ende des Sees fuhren wir in einer Rechtskurve zwischen Inselgruppe und Ufer auf mehrere folgende große Wasserflächen über den Langer See(Dahme) und bogen dann auf die Regattastrecke Grünau ein. Dort ging es bis zum zweiten Großen Poller mit der Kennzeichnung 1500 Meter. Das war das Ziel der zweiten Etappe.
Diesmal gab es hier bei beim Sportclub Berlin Grünau die Verpflegung.

Der Start der dritten und letzten Etappe erfolge ebenfalls dort, wo die zweite Etappe endete: am 1500 Meter Poller. Diesmal gab es wieder einen Massenstart, da die Regattastrecke sehr viel Platz bot.

Das schlimmste jedoch: wir mussten zurück in die Richtung, aus der wir bereits gekommen waren. Am Ende der Regattastrecke bogen wir rechts ab und umrundeten den Großen Rohrwall entgegen des Uhrzeigersinns. Dann ging es wieder auf die Regattastrecke, wo wir nach ca. 4 km wieder am Sportclub Berlin Grünau vorbeifuhren. Dort gab es die Ansage von Steuermann Johann: „Keine Stunde Fahrt mehr!“ Einige Paddler waren dankbar über die Ansage, andere wollten dies nicht hören, aber weiter ging es vorbei am Regattaplatz auf der Dahme Richtung Köpenicker Becken.

Dann gab es plötzlich einen Ruck im Boot. Einige Wenige hörten auf zu paddeln, es gab fragende Blicke, aber auch die Ansage „Weiter Paddeln!!!“. Was war passiert? Das Team „Die Achse der Guten“, das seit der Umrundung des Großen Rohrwalls keine 2 Meter hinter uns geblieben ist, war auf unser Boot aufgefahren.

Jetzt nutzen die Sachsen die Chance und versuchten links an uns vorbei zu kommen. Sie kamen zwar noch auf gleiche Höhe, aber im Endspurt von 500 Metern( Ja, auch nach 41 km war noch ein Endspurt drin!) kamen wir mit einigen Zentimetern Vorsprung als Zweiter der 3. Etappe ins Ziel beim KKC, wo auch die 1. Etappe gestartet wurde.

Wir hatten es geschafft!

Das Aussteigen war nur mit Schmerzen möglich, aber trotzdem waren alle glücklich und stolz, den „langen Kanten“ geschafft und durchgehalten zu haben.

Nach dem „Verfrachten“ von Eileen, einer heißen Dusche und dem ersten Bier gab es bei Nudeln und Gulasch die Siegerehrung.

Eins war klar: Die Sieger waren die Paddler aus Borken. Aber was war mit dem „Wahren Norden“? Hatten wir den 2. Platz halten können? Haben wir die Vorgabe unseres Initiators Michael geschafft, unter 3 Stunden 50 Minuten zu bleiben?
Ja, wir haben das geschafft. Die 42 Kilometer haben wir in einer Zeit von 3 Stunden, 36 Minuten und 7 Sekunden absolviert. Der Hammer!!! Riesige Freude und Zufriedenheit bei allen.

Wir ließen den Abend am Feuerchen mit leckeren Getränken ausklingen und einige sind sich sicher…das machen wir wieder!!!

PS: Sorry, dass der Bericht so lang ist. Die Strecke war es auch!!!
Eure Manja.

 

Marathon Berlin 2014

4 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. Herzlichen Glückwunsch Manja und all den anderen auch von mir!

    Ich bin mir nicht sicher, ob ich solch einer Leistung einfach nur einen riesigen Respekt zollen soll, oder ob ich die geistige Zurechnungsfähigkeit der Teilnehmer in Frage stellen soll so eine lange Strecke freiwillig zu fahren? ;-).

    Ich war heute übrigens auch in Sachen Marathon unterwegs, allerdings nur als Streckenposten 😉

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